Ein neues Lied von den Webern
Die Weber haben schlechte Zeit
doch wer ist Schuld an ihrem Leid?
Einleuchten muß es Jedermann:
Sie selber nur sind Schuld daran.
Das alte Wort bewährt sich stets,
das Sprichwort: Wie man's treibt, so geht's!
Sie sollten, statt zu klagen, weben,
so könnten sie gemächlich leben.
Die Weber haben schlechte Zeit
doch wer ist Schuld an ihrem Leid?
Was soll der übermäß'ge Putz?
Wozu ist der dem Volke nutz?
Braucht denn zum Rock ein Weber Tuch?
Ist ihm ein Kittel nicht genug?
Sie sollten, statt zu prunken, weben,
so könnten sie gemächlich leben.
Die Weber haben schlechte Zeit
doch wer ist Schuld an ihrem Leid?
Was hungern sie nach Fleisch, nach Bier?
Sie sollten zügeln ihre Gier!
Das Sprichwort sagt: Gesalzen Brot
und Wasser färbt die Wangen roth!
Sie sollten, statt zu prassen, weben,
so könnten sie gemächlich leben.
Die Weber haben schlechte Zeit
doch wer ist Schuld an ihrem Leid?
Sonntag wird's Keinem je zu bald,
da heißt es denn um Mittag: halt!
Dann gehn sie dem Vergnügen nach
den ganzen lieben Nachmittag;
sie sollten, statt zu schwärmen, weben,
so könnten sie gemächlich leben.
Die Weber haben schlechte Zeit
doch wer ist Schuld an ihrem Leid?
Die Morgenstund hat Gold im Mund,
früh aufstehn ist dem Leib gesund;
sie sollten wach sein früh am Tag,
Punkt Viere mit dem Glockenschlag:
Sie sollten, statt zu schlafen, weben,
so könnten sie gemächlich leben.
Die Weber haben schlechte Zeit
doch wer ist Schuld an ihrem Leid?
Vier Stunden sind zum Schlaf genug,
darum fragen wir mit gutem Fug:
Wer heißt die Trägen denn um Zehn
am Abend schon zu Bette gehn?
Sie sollten hübsch bis Zwölfe weben,
dann könnten sie gemächlich leben.